DAS BUCH
Capriolen
Die Männerfreundschaften
des letzten hessischen Großherzogs
Ernst Ludwig
ERSTAUSGABE
2017
DATEN
Softcover, 24,90 € (D),
268 Seiten, 26 Abbildungen
im Buchhandel und auch im Hochzeitsturm
auf der Mathildenhöhe in Darmstadt erhältlich
hochzeitsturm-darmstadt.eu/shop
ISBN 978-3-9817809-2-5
Auf der Insel Capri trafen sich einst die Reichen und die Schönen, um der Männerliebe nachzugehen. Unter ihnen auch der hessische Großherzog Ernst Ludwig (1868-1937), dessen vornehmliches Interesse zumindest in jungen Jahren dem männlichen Geschlecht galt. Fernab der Heimat, in der homosexueller Verkehr unter Strafe gestellt wurde, konnte er auf der ,,Insel der Sirenen" seine Neigungen mit jugendlichen Liebhabern ausleben. Aber auch in Deutschland fanden sich Gelegenheiten, das Verbot des § 175 StGB zu umgehen. Der Blick auf einige Männerfreundschaften Ernst Ludwigs zeigt die private Seite des jungen Regenten. Die eines Kunst- und Kulturmäzens, der in Liebesdingen außergewöhnliche Pfade beschritt.
Leseprobe/Auszug 1. Kapitel:
Paradiso di amore
Wenn gegen Ende des 19. Jahrhunderts bei Capri die rote Sonne im Meer versank und vom Himmel die bleiche Sichel des Mondes die Insel in ein zauberhaftes Licht hüllte, dann verwandelte sich das unschuldige kleine Eiland im Golf von Neapel in ein nächtliches Eldorado für Verliebte. Ein irdisches „paradiso di amore“, in dem die reichen und schönen Herren ihre Leidenschaften auslebten. Doch die Wahl der Kavaliere fel nicht etwa auf die weiblichen Inselschönheiten. Ihr Begehren galt vielmehr jenen Jünglingen und Knaben, die täglich aufs Meer hinauszogen, um ihre Netze auszulegen. Auch ein Herr von höchstem Stande wurde geradezu magisch von den Liebreizen der capresischen Fischerjungen angezogen. Der sonst so Distinguierte ließ „alle Augenblicke“ (2) die Reisekoffer packen, klemmte eine Gitarre unter den Arm und verschwand mit seinem Flügeladjutanten für einige Tage oder Wochen im „paradis des hommes“. Und hätte er sich dort nicht „… in einer höchst verrufenen Gesellschaft“ (3) bewegt, wäre vermutlich nichts für die Nachwelt erhalten geblieben. So aber kann rekonstruiert werden, was hinter dem schönen Schein der Wohlanständigkeit verborgen war: ein schillerndes Doppelleben, das sorgfältig gehütet wurde und bis heute in seinem vollen Ausmaß nicht bekannt ist. Ein Schreiben aus der kaiserlich-deutschen Botschaft in Rom dokumentiert die Tatsachen. Dort saß am 1. Dezember 1901 der altgediente Botschafter Karl von Wedel an seinem Schreibtisch im Palazzo Caffarelli auf dem Kapitol und rapportierte an den Diplomaten Friedrich August von Holstein in Berlin. An jene „graue Eminenz“, die Bismarck seinerzeit respektvoll als „den Mann mit den Hyänenaugen“ bezeichnete. Hatte er doch stets ein sicheres Gespür bei brisanten politischen Angelegenheiten bewiesen und direkten Einfluss auf die Entscheidungen Kaiser Wilhelms II. Beabsichtigt war offenbar, dass Adressat von Holstein den Reichskanzler Bernhard von Bülow über den zweifelhaften Umgang des hessischen Großherzogs auf Capri unterrichten sollte. Ernst Ludwig (1868-1937) stand kurz vor der Scheidung von Gattin Victoria Melita (1876-1936) und lebte seine Leidenschaft für Jünglinge auf der kleinen Insel aus. Sogar der italienische König Viktor Emanuel III. hatte Kunde davon erhalten und sich Wedel gegenüber besorgt gezeigt. Im handgeschriebenen Brief des Botschafters lesen sich die Aussagen des Königs wie folgt: „S.K.H. (Anm.: Seine Königliche Hoheit Ernst Ludwig) bewege sich in Capri in einer höchst verrufenen Gesellschaft und speziell drei dortige Einwohner schienen sein Interesse zu fesseln, für deren Einen er aber eine ganz besondere Vorliebe dokumentiere und diesem gälten denn auch wohl in erster Linie die häufgen Besuche.“ (4) Das war nach Ansicht des knapp 60-jährigen ehemaligen preußischen Generals schon bedenklich. Doch die Angelegenheit sollte noch erstaunlicher werden, denn: „Damit man ihn auf der Insel sonst möglichst in Ruhe lasse, thue der Großherzog allerlei für dieselbe und habe noch jüngst die Stadtmusik auf seine Kosten neu uniformieren lassen. Täglich aber, fuhr der König fort, fürchte er einen öffentlichen Skandal. Wenn der Großherzog sich einmal mit einem seiner Freunde veruneinige, so könne ihm das nach hiesiger Landessitte bei erster Gelegenheit einen Messerstich eintragen, und da es sich um einen Souverän handle, so würde das dadurch erregte Aufsehen ein sehr großes und für Ihn, den König, ein im höchsten Grade peinliches sein.“ (5)
Eine Klinge in der Brust des Großherzogs, das wäre Wasser auf die Mühlen der sensationslüsternen Gazetten und Gift für das Ansehen der Monarchie! Viktor Emanuel hatte absolut kein Verständnis für das „Dolce Vita“ des verliebten Hessen auf italienischem Boden und hoffte durch sein Gespräch mit Botschafter von Wedel auf restriktive Maßnahmen – vor allem von Kaiser Wilhelm, der als einziger seinem nahen hessischen Verwandten die Leviten lesen konnte. Doch es passierte nichts. Denn Reichskanzler von Bülow las den Rapport und legte ihn ohne Kommentar zu den Akten. (6) Fragt sich nur, warum es Ernst Ludwig und andere Herren mit ähnlichen Neigungen ausgerechnet nach Capri zog. Schließlich hätten sie auch an den Gestaden der Ostsee oder in wild-romantischer Rheinlandschaft lauschige Stunden verbringen können. Der Grund, weshalb es unbedingt Italien sein musste, lag an den dort herrschenden Gesetzen. Es gab keine dem deutschen § 175 ähnliche Strafbestimmung.
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Schriftart
Für Capriolen wurde die Schriftart Caslon, Barock-Antiqua von 1722 gewählt, - die Schrift des Umbruchs und des Übergangs, in der auch die amerikanische Unabhängigkeitserklärung gedruckt wurde.
Autorenportrait
Barbara Hauck, geb. 1951 in Hildesheim, ist Expertin für hessische Geschichte. Zwei Bücher sind bisher von ihr erschienen: „Ludwigslust - Unstandesgemäße Liebschaften im Hause Hessen-Darmstadt“ und „Mordsfälle - Verbrechen und Todesfälle im alten Darmstadt“. Nach Ausbildung im gehobenen Verwaltungsdienst und Studium der Wissenschaftlichen Politik, Geschichte und Geographie für das Lehramt an Gymnasien wurde sie Redakteurin bei Printmedien und Dozentin in einem Ausbildungsinstitut.
Präsenz und Kurzgeschichte
Im November 2017 fand die Erstlesung vor geladenen Gästen im Hochzeitsturm auf der Mathildenhöhe in Darmstadt statt. Während der Arbeit an der Ernst-Ludwig-Buchmesse haben Autorin Barbara Hauck und Verlegerin Beatrix van Ooyen einander entdeckt.
Veröffentlichungen
Jens Joachim FR (Frankfurter Rundschau) - Ernst Ludwig und seine Liebhaber - Ein neues Buch enthüllt die bisher weniger bekannten homoerotischen Seiten des vor 80 Jahren verstorbenen letzten hessischen Großherzogs Ernst Ludwig "Geradezu anrührend, poetisch und schwärmerisch..." "Von Treue bis zum Tod, langen Umarmungen und Küssen ist die Rede." Veröffentlichungen hier.
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BOOY-VERLAG | Beatrix van Ooyen | Ludwigstraße 19 | D-61231 Bad Nauheim, E: beatrix.vanooyen@gmx.de | T: 06032 35634
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und die Geschichte der Bad Nauheimer und der Usinger Juden